Sowohl der Diabetes Mellitus (Zuckerkrankheit) als auch die Parodontitis (eine entzündliche Erkrankung des Zahnhalteapparates) zählen hierzulande zu den häufigsten Volkskrankheiten. Weniger bekannt ist, dass beide Erkrankungen auch in direkter Wechselwirkung zueinander stehen und sich gegenseitig beeinflussen. So z.B. kann ein schlecht eingestellter Blutzuckerspiegel die Entstehung einer Parodontitis begünstigen und umgekehrt eine ausgeprägte Parodontitis die Blutzuckereinstellung erschweren.
Im Gegensatz zur erblichen und/oder virusbedingten Diabetes Typ I ist Altersdiabetes (Typ II) zumeist die Folge falscher Ernährung in Verbindung mit Übergewicht und Bewegungsmangel. Bei Diabetes Typ II reagieren die Körperzellen zunehmend weniger auf das Insulin und es verliert seine Wirkung. Die Folge ist ein erhöhter Blutzuckerspiegel, welcher auf Dauer kleine und große Blutgefäße schädigt und letztendlich sogar zu Augen-, Nieren- und Nervenschädigungen sowie zu einem diabetischen Fußsyndrom führen kann. Auch das Risiko eines Herzinfarktes oder Schlaganfalles erhöht sich bei einem dauerhaft erhöhten Blutzuckerspiegel.
Diabetiker haben darüber hinaus ein dreifach höheres Risiko an Parodontitis zu erkranken, da der erhöhte Blutzuckerspiegel zu einer Ansammlung von entzündungsauslösenden Stoffen im Zahnhalteapparat führt. Zeitgleich verringern diabetesbedingte Durchblutungsstörungen im Mundraum die Immunabwehr im Gewebe und die Wundheilung. Je schlechter der Blutzuckerspiegel eingestellt ist, umso höher auch das Risiko einer Parodontitis.
Auch die Parodontitis zählt zu den häufigsten Volkskrankheiten. Jeder zweite Erwachsene ist früher oder später davon betroffen. Von der häufigsten Form, der chronischen Parodontitis sind vornehmlich Menschen ab dem 40. Lebensjahr betroffen, bei Senioren bis zu 22 % in schwerer Ausprägung. Zu den ersten Warnzeichen zählen neben einer starken Rötung des Zahnfleisches u.a. Zahnfleischschwellungen, Zahnfleischbluten, schlechter Geschmack im Mund/Mundgeruch, höhere Schmerzempfindlichkeit der Zähne, übermäßiger Zahnbelag/Zahnstein. Auslöser sind in der Regel bakterielle Zahnbeläge (Plaque), die sich am Zahnfleischrand und in den Zahnzwischenräumen festsetzen. Wird der Belag nicht regelmäßig entfernt entstehen daraus bakterielle Giftstoffe, die zu Zahnfleischentzündungen führen. Diese Entzündung kann durch fehlende Therapie zu Zahnfleischtaschen führen und so in tiefere Schichten des Zahnhalteapparates vordringen. Dort können diese das Bindegewebe und den Kieferknochen zerstören, wodurch die Zähne wiederum ihren natürlichen Halt verlieren und letztendlich ausfallen.
Besonders Patienten mit einem schlecht eingestellten Diabetes Typ II tragen ein höheres Risiko einer schweren parodontalen Erkrankung. Ohne Behandlung können diese Entzündungen im Mund zu einer erhöhten Insulinresistenz und somit zu höheren Blutzuckerwerten und den damit verbundenen Risiken für Folgeerkrankungen führen – ein Teufelskreis.
Diabetiker sollten auf jeden Fall ihren Zahnarzt über Art und Schwere ihrer Erkrankung informieren, da dies für die zahnärztliche Behandlung von großer Bedeutung ist. So kann der Zahnarzt bei der Behandlung mögliche Begleit- und Folgeerkrankungen oder auch eine eventuell verlangsamte Wundheilung bei Diabetikern berücksichtigen.
Für den Erhalt der Mundgesundheit und in diesem Zusammenhang auch der allgemeinen Gesundheit ist eine kontinuierliche und gründliche Zahnpflege entscheidend – 3x täglich, idealerweise mit antibakterieller Zahncreme und der tägliche Einsatz von Zahnseide oder Interdentalbürsten für die Zahnzwischenräume. Darüber hinaus sollten je nach Ausprägung der Erkrankung min. 2x jährlich eine Kontrolluntersuchung mit professioneller Zahnreinigung erfolgen, um auch die schwer zugänglichen Nischen und eventuelle Taschen im Zahnapparat gründlich zu reinigen. Letztendlich sollte auf eine gesunde Lebensweise und Ernährung geachtet werden, um einerseits den Blutzuckerspiegel möglichst konstant zu halten und andererseits die Parodontitis verursachenden Bakterien möglichst im Zaum zu halten.